Livingstone, David, Forschungsreisender,
geb. 19. März 1813 zu Blantyre bei Glasgow als Sohn eines Krämers, kam in
seinem 10. Jahr in eine Fabrik, lernte Latein, wurde Baumwollspinner, studierte
in den Wintermonaten zu Glasgow Griechisch, Medizin und Theologie und entschloß
sich Missionar zu werden, um dadurch die Gelegenheit zur Bereisung fremder
Weltteile zu erlangen. Er wurde von der Londoner Missionsgesellschaft
aufgenommen und ging, als der zum Arzt promoviert war, im Auftrag derselben 8.
Dez. 1840 nach Südafrika, wo er 31. Juli 1841 in Kuruman der Genosse seines
Landsmanns Robert Moffat wurde, dessen Tochter er nachher heiratete. Livingstone
setzte sich von Anfang an als den Zweck seiner Missionstätigkeit nicht
möglichst viele Bekehrungsversuche, sondern vor allem die noch unerforschten
Länder und die Sinnesart ihrer Bevölkerung eingehend zustudieren. Von Kuruman
zog er 1846 nach Kolobeng und gründete hier 1847 die ersten Stationen. Am 1.
Juni 1849 unternahm er in Begleitung Oswells und Murrays seinen ersten
größeren Ausflug ins Innere, auf dem er den großen See Ngami (1. Aug.) und
den Sugafluß erreichte. Beim Vordringen nach Norden kam er 1851 zu Getschcke am
Liambai, dem obern Sambesi, und fasste hier den Entschluss zu seiner ersten
epochemachenden Reise nach der Küste von Angola. Nachdem er seine 'Familie in
der Kapstadt nach Europa eingeschifft hatte, brach er 8. Juni 1852 auf,
verfolgte den Sambesi bis zu seinen Quellen, überschritt die Wasserscheide
dieses und des Kassai und kam über Kassanche 31. Mai 1854 nach Loanda. vom 20.
Sept. 1854 bis 12. Mai 1856 durchkreuzte Livingstone den ganzen Kontinent von
Loanda bis Quelimane an der Ostküste und entdeckte bei dieser Reise im Nov.
1855 die Victoriafälle des Sambesi. Nach England zurückgekehrt, schrieb er
<<Missionary travels and researches in South Afria>> (London 1857;
deutsch von Lotze, 2. Bde. , Lpz. 1858) und erhielt von der Regierung den
Auftrag, die von ihm erforschten Regionen von neuem zu besuchen. Mit seinem
Bruder Charles Livingstone fuhr er auf einem kleinen Dampfer den Sambesi hinauf
in den Schire hinein, entdeckte 18. April 1859 den Schirwasee und bei einem
erneuten Vorstoß 16. Sept. den Njassasee. 1860 - 1864 machte er Exkursionen den
Sambesi aufwärts bis zur Mündung des Kufue, nach dem Rovuma und in die Landschaften
südlich und westlich (bis zum Loangwa) vom Njassasee. Livingstone kehrte 1864
nach England zurück, wo er die <<Narrative of an expedition to the
Zambesi>> (London 1865; deutsch Jena 1866) herausgab.
Im März 1865 zum brit. Konsul für das innere Afrika ernannt, landete er Jan.
1866 in Sansibar. Er folgte dem Rovuma, drang bis zum Südende des Njassa, den
er 13. Sept. 1866 erreichte, über schritt 28. Jan. 1867 den Tschambesi, kam im
April an das Südende des tanganikasees, erreichte 8. Nov. den Luapula und den
Moerosee und kam 28. Nov. in Kasembes Stadt an, von der er 22. Dez. wieder
aufbrach, um nach Norden bis Ujiji vorzudringen. Doch wurde er durch die
Regenzeit zur Umkehr gezwungen. und traf 5. Mai 1868 wieder in Kasembes Stadt
ein. Nun wandte er sich nach Süden, entdeckte 18. Juli 1868 den Bangweolosee,
erreichte 14. Febr. 1869 den Tanganika, der er befuhr, bis er 13. März Ujiji
errecichte. Die nächsten Jahre durchzog er das Manjemaland im Nordwesten des
Sees und entdeckte bei Njangwe einen mächtigen Strom, den Lualaba, dessen
Oberlauf er früher in dem Luapula gefunden hatte und dessen weitern Verlauf in
das völlig unbekannte Innere zu erfolschen sein heißestes Verlangen war.
Allein seine Gesundheit hatte sehr gelitten, seine Vorräte gingen zu Ende, er
mußte nach Osten umkehren. Völlig erschöpft traf er 23. Oktober 1871 wieder
in Ujiji ein. Aber ein gütiges Schicksal fügte es, dass schon wenige Tagen
nacher (28. Okt.) der von J.G,.Bennett zur Aufsuchung des seit 1869
verschollenen Reisenden ausgesendete Amerikaner Stanley dort anlangte.
Livingstone kam dadurch in den Besitz alles dessen, was ihm fehlte, und konnte
20. Nov. Stanley auf einer Entdeckungsreise nach dem Nordende des Tanganikasees
begleiten. Beide Reisende kehrten hierauf nach Ujiji zurück, und
Livingstone begleitete 26. Dez. Stanley von dort auf seinem Rückwege an dei
Küste bis Unjanjembe, wo beide 18. Feb. 1872 eintrafen. Am 14. März zog
Stanley weiter, während Livingstone in Unjanjembe blieb, um Leute und Vorräte
zu erwarten, welche Stanley nach seiner Ankunft in Sansibar abschicken wollte.
Nachdem sie 14. Aug. 1872 in Unjanjembe eingetroffen waren, trat Livingstone 25.
Aug. eine neue Reise nach dem Bangweolosee an. Er ging längs des südöstlichen
Ufers des Tanganika und um dessen Südende in das Land des Kasembe, wo er den
Ufern des Sees an der Nord-, Ost- und Südseite folgte. dort erlag er der
Dysenterie 1. Mai 1873 im Dorfe Tschitamba. Seine treuen Diener trugen die
Leiche nach der Ostküste; von dort wurde sie nach England geführt und 18.
April 1874 in der Westminsterabtei beigesetzt. Livingstonegebirge,
gewaltiger Gebirgsstock in Deutsch - Ostafrika, im NO. des Njassasees, drei
parallele Ketten, deren westliche steil in den Njassasee abfällt. Am höchsten
ist die mittlere (Dumwe 3000 m). Das Livingsonegebirge besteht aus Gneis und
Schiefer, ist also nicht vulkanisch. Die Flora ist der europäischen auffallend
ähnlich, die Tierwelt (Affen sowie Feld- und Perlhühner) nur spärlich. Am
Njassasee schließt sich das Beja - Massive (3600m) an.
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