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Von Nadeschda Scharfenberg | Bericht aus der Süddeutschen Zeitung vom 25.April 2003 |
Wenn Reginald Temu durch die Zeitungen blättert, wird er manchmal traurig. Afrika, seine Heimat, kommt dort nur selten vor – und wenn, dann dauert es meist nur wenige Zeilen, bis zum ersten Mal das Wort „Krieg“ auftaucht. Oder „Hunger“, „Armut“, „Krankheit“. Als wäre Lachen verboten in Afrika. Reginald Temu lacht viel. Und laut. Ständig gluckert es zwischen seinen Sätzen hervor. Doch jetzt schaut er ernst, die Fältchen um seine Augen sind glatt gezogen. „Die Menschen wissen so wenig über Afrika“, sagt Temu. Sekundenlang klingt seine Stimme dumpf, dann purzeln die Worte wieder aus ihm heraus in langen Ketten. Als wolle er den Informationsrückstand ganz alleine aufholen: Er, Reginald Temu aus Tansania, bringt den Deutschen Kiswahili bei. Na gut, wenigstens ein paar von ihnen. Temu, 56, hat nicht viele Schüler. Seit 18 Jahren lehrt er an der Ludwig-Maximilians-Universität die ostafrikanische Sprache, in seinem Viertsemester-Kurs sitzen sieben Studenten. Vor zweieinhalb Jahren aber kam die große Chance, seine Kultur hinauszutragen in die Kinosäle Deutschlands, vielleicht sogar weiter, nach Europa, in die Welt. Caroline Link drehte den Film „Nirgendwo in Afrika“, der inzwischen mit einem Oscar dekoriert und in Amerika angelaufen ist. Und er, Temu, wurde beauftragt, die Darsteller in Kiswahili zu unterrichten. „Mir hat das imponiert, dass jemand die Sprache im Original aufnehmen wollte“, sagt er. „Es war mir eine Ehre, dass ich sie den Schauspielern beibringen durfte.“ Im Café, ein Tisch in der Sonne. Temu bestellt Gulaschsuppe. „Sind Sie Vegetarierin?“, fragt er. – „Ich? Sie wollen doch das Fleisch bestellen.“ – „Ich nehme Rücksicht auf die Menschen, mit denen ich esse.“ Temu ist ein höflicher Mann. Kein Selbstdarsteller – über sein privates Leben erzählt er eher ungern. Nicht über seine Jugend am Fuße des Kilimandscharo, nicht über sein Ingenieurs-Studium, seine deutsche Frau und die beiden Kinder. „Das brauchen Sie nicht zu schreiben“, sagt er. Je weniger Raum Reginald Temu selbst in dieser Geschichte einnimmt, desto mehr Platz bleibt für Geschichten über Freundschaft und Hoffnung. Für „Nirgendwo in Afrika“ zum Beispiel. Für Temu ist es wichtig, dass diese schönen Geschichten überhaupt geschrieben werden. Dass ausgerechnet er es ist, der sie erzählen kann, ist Zufall. Wahrscheinlich ist Temu ein guter Lehrer. Weil er mit dem Herzen unterrichtet. „Kiswahili ist nicht schwer“, sagt er, „bloß ungewöhnlich“, und er formt mit den Lippen fremd klingende Worte. An einem Sonnentisch, mitten in München. „Habari? Nzuri!“ – Wie geht’s? Gut! Dann blickt er hinüber auf den Notizblock und schlägt einen strengen Tonfall an:„Jetzt wollen wir gleich schauen, dass Sie das auch richtig aufschreiben.“ |
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Ein weiterer Beitrag von Herrn Temu:Mentalität und PartnerschaftVortrag am 18.01.97 in Petersberg von Herrn Reginald TEMU, München |
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